Die Christen, und erst recht die Franziskaner, haben in dieser Region keine Macht. Sie sind eine kleine religiöse Minderheit. Aber gerade das erleichtert es den Franziskanern vielleicht ihre Berufung zu leben.
Der heutige katholische Patriarch von Jerusalem, Pater Pierbattista Pizzaballa ofm, hat dies einmal wie folgt erläutert: „Unsere Rolle besteht darin, Zeugnis zu geben. Seit Franziskus im Jahre 1219 mit dem Sultan Malik al Kamil gesprochen hat, leben wir Franziskaner hier eine friedliche Präsenz. Wir sind keine Bedrohung, weder für die Juden noch für die Muslime. Wir können den Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht lösen. Wir können aber zu einer Lösung beitragen, indem wir Werte wie Vergebung und Versöhnung vermitteln. Ein Konflikt erzeugt bei allen Beteiligten Wunden. Und Wunden erzeugen wiederum Wunden. Wenn man einen Dialog und Frieden haben will, muss man zunächst die Wunden heilen. Wenn Israelis und Palästinenser, Muslime oder Juden, zu uns kommen, wollen wir sie in erster Linie als Menschen und Gäste auf- und annehmen. Das gilt besonders auch für unsere Schulen. Das sind keine Angebote für Christen oder Muslime, das sind Angebote für Kinder.“
Dass dies alles realisiert werden kann, ist in erster Linie den vielen Christen zu verdanken, die für das Heilige Land spenden. So wird die jährliche Palmsonntagskollekte weltweit für das Heilige Land abgehalten. Die dabei gesammelten Gelder kommen zum einen dem Erhalt der Heiligen Stätten zugute, werden aber auch ganz wesentlich in die „lebendigen Steine“ – die Menschen – „investiert“.