Der sprichwรถrtliche โStaub der Geschichteโ hatte sich รผber sie gelegt โ รผber die Metallpfeifen einer Orgel aus der Kreuzfahrerzeit: als vor รผber 100 Jahren Archรคologen in mehreren Etappen den Untergrund der Grotten der Geburtskirche in Betlehem untersuchten, kam ein wahrer Schatz ans Licht: wertvolle liturgische, also fรผr den Gottesdienst geschaffene Gerรคte wie Kerzenleuchter, kleinere Glocken, ein Bischofsstab und: eine groรe Anzahl von metallenen Orgelpfeifen, alles wohl verpackt und im Sand der Grotten eingegraben. Es war ein Fund, der seinesgleichen sucht: alles war bestens erhalten, weil sorgfรคltig im Sand der Grotten vergraben. Ein รคhnlicher Fund wurde auch in Nazaret gemacht; dort waren es die wunderschรถnen Kapitelle die fรผr die Kreuzfahrerkirche bestimmt waren aber wohl nicht mehr eingebaut werden konnten. Grund war die muslimische Invasion die dem Kreuzfahrerstaat ein jรคhes Ende setze โ endgรผltig im Jahre 1291. Man versuchte also โalles was nicht niet- und nagelfest warโ zu retten und grub es im Sand unter der Kirche ein (Betlehem gelangte 1099 in die Hรคnde der Kreuzfahrer).
Und nun legte sich der Staub der Geschichte auf die versteckten Dinge โ es kam nicht mehr dazu, die Gerรคte in spรคteren Zeiten wieder zu nutzen, zumal auch das Wissen um diese Schรคtze verloren gegangen war. Und so kam es, dass auch die besagten Orgelpfeifen erst im letzten Jahrhundert wieder buchstรคblich โans Licht kamenโ. Diese Pfeifen wurden fortan von den Franziskanern nach Jerusalem gebracht und spรคter im Museum der โFlagellatioโ mit den anderen Teilen des Betlehemschatzes gezeigt. Dabei wurde eine orgelรคhnliche Aufstellung (Bild 2 hier einfรผgen) gewรคhlt um auch den israelischen Besuchern, die ja oft keine Orgeln kannten, wenigstens eine Vorstellung von diesem fรผr sie unbekannten Instrument zu geben.
Mit der Neuordnung der Museen der Kustodie des Heiligen Landes โ ein umfangreiches Projekt welches seit Jahren schon im Gange ist und schon erste Frรผchte trรคgt โ wurden diese Orgelpfeifen in das Hauptkloster St. Salvator verbracht und werden nun einer interessanten wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen, was bisher nicht mรถglich war. Der Experte fรผr diese umfangreiche Arbeit ist ein spanischer Musikwissenschaftler, Dr. David Catalunya, beheimatet an der Universitรคt Wรผrzburg, der mit grรถรtem Enthusiasmus in diesem Sommer an diese umfangreiche Arbeit gegangen ist. Auch wenn sich diese Arbeit der wissenschaftlichen Erforschung sehr lange hinziehen wird, kann man jetzt schon sagen, dass diese รผber Jahrhunderte konservierten Orgelpfeifen eine absolute Ausnahmeerscheinung bilden, denn dieses โInstrumentโ kรถnnte wohl eine der รคltesten Pfeifenorgeln der Welt sein. Aber es geht nicht vordergrรผndig um Rekorde: die Erforschung der Pfeifen bietet die einmalige Gelegenheit, etwas รผber die Technologie des Orgelbaues in dieser frรผhen Zeit zu erfahren.
Pater Stephane Milovitch OFM, Beauftragter der Kustodie des Heiligen Landes fรผr den Teil des Museums, der im Bereich des Klosters St. Salvator entsteht, erklรคrte, dass diese Orgelpfeifen eines Tages den Besuchern gezeigt werden kรถnnen โ aber das ist noch (Orgel-) Musik fรผr die Zukunft.







